Artikel von Alfonso Peccatiello, Gründer und Geschäftsführer von TheMacroCompass.com
Ich möchte mit einem Zitat beginnen:
„Ich führe Statistiken über meine Trader. Mein bester Trader verdient nur in 63 % der Fälle Geld. Die meisten Trader liegen bei 50 bis 55 %. Das bedeutet: Sie werden oft falschliegen. Wenn das so ist, sollten Sie unbedingt dafür sorgen, dass Ihre Verluste so klein wie möglich sind – und Ihre Gewinner größer.“ – Steve Cohen, US-amerikanischer Unternehmer, Hedgefonds-Manager und Kunstsammler (Anmerkung der Redaktion).
Das ist eine harte Wahrheit für viele Makro-Investoren: Wir liegen nur in etwa 50–55 % der Fälle richtig. Sollte Ihre Trefferquote deutlich höher sein, prüfen Sie, ob Ihre Datenbasis groß genug ist – oder ob Sie nicht eigentlich gar kein Makro handeln, sondern lediglich Optionen verkaufen. Short-Volatilitäts-Strategien erzielen Trefferquoten von über 90 %, doch wenn sie scheitern, vernichten sie Ihr Kapital vollständig.
In den vergangenen zehn Jahren lag meine Trefferquote bei langfristigen, richtungsweisenden Makro-Trades bei 52 %. Als mir das klar wurde – und wenn man die Jahres-P&L-Formel so schreibt:

– war offensichtlich, dass ich vor allem verhindern muss, dass meine Verluste aus dem Ruder laufen. Das gelingt auf zwei Arten: durch richtige Positionsgrößen und durch ein System, das Gewinne laufen lässt. Darauf gehe ich gleich ein. Zunächst aber ein wichtiger Hinweis:
Um die Trefferquote von 50 % auf beispielsweise 55 % über längere Zeit zu erhöhen, braucht es einen Vorsprung gegenüber anderen Makro-Investoren. Dieser kann zum Beispiel sein:
- ein datengetriebener Ansatz mit überlegenen Makro-Modellen
- die Fähigkeit, die riesige Menge an Cross-Asset-Marktinformationen quantitativ auszuwerten
- ein spezifischer Vorteil in einer Nische, die man über Jahre erlernt hat
- oder schlicht: weniger Fehler machen als andere
DIE „DON’T BE STUPID“-CHECKLISTE
Makro-Modelle sind wertvoll, doch meine „Don’t Be Stupid“-Checkliste hat sich ebenfalls bewährt:
- Gehen Sie diesen Trade ein, weil Sie gelangweilt oder überreizt sind? Oder haben Sie sauber gearbeitet?
- Wie verbreitet bzw. überlaufen ist die Story hinter diesem Trade?
- Kalendereffekte beachten: Stehen Daten oder Ereignisse an? Ohne Vorteil kein Glücksspiel.
- Ist es ein Long- oder Short-Carry-Trade? Werden Sie bezahlt – oder zahlen Sie?
- Ist der Trade besser linear (ETF, Future) oder per Option umzusetzen?
- Fügen Sie gerade einen Trade hinzu, der stark mit bestehenden Positionen korreliert?
- Halten Sie sich strikt an Ihr quantitatives System für Positionsgröße, Stop-Loss und Trailing Targets.
Die Punkte 1–3 disziplinieren Emotionen. Punkte 4–6 betreffen die Umsetzung. Achtung: Short-Carry-Trades und Long-Optionen sind teuer zu halten, wenn nichts passiert. In volatilen Märkten können lineare Positionen auch dann ausgestoppt werden, wenn die These später stimmt – manchmal sind Optionen das bessere Vehikel.
Am gefährlichsten: mehrere Trades, die sich am Ende doch alle ähnlich sind. Ich habe schon Depots explodieren sehen, weil zehn Positionen in Wahrheit nur eine einzige Wette waren. Punkt 7 ist daher der wichtigste.
POSITIONSGRÖSSEN UND RISIKOMANAGEMENT
Die Positionsgröße und das Risikomanagement bestimmen den größten Teil der Jahresrendite. Beispiel: Sie erwarten, dass der S&P 500 im nächsten Monat steigt. Wie viele SPY-Anteile kaufen Sie?

Sie könnten im „richtigen“ oder im „falschen“ 50 %-Teil der Verteilung landen. Vorab wissen Sie das nicht. Deshalb: standardisieren Sie die Positionsgrößen. Ein effektiver Ansatz ist volatilitätsadjustiertes Sizing. Beispiel SPY:

Setzen wir den Stop bei 1,5 Standardabweichungen und einen Zeithorizont von 1 Monat. Mit einem 5-Jahres-Rückblick entspräche das im SPY einem Rückgang von -7,6 %. Unter Normalverteilung würde man in 6,7 % der Fälle ausgestoppt. Da Renditen oft anderen Mustern folgen, sollte man die empirische Ausfallwahrscheinlichkeit prüfen.
Definieren Sie außerdem, wie viel Prozent des Vermögens Sie pro Trade maximal riskieren. Beispiel: Ein Konto mit 1 Mio. USD und Risikolimit 2 % (= 20 k USD). Long im SPY bei 437 USD, Stop bei 402 USD (−7,6 %). Ergebnis: 571 Anteile, maximaler Verlust 20 k.
Vorteile dieser Methode:
- Kein „Volatility Luck“: volatile Assets reißen die P&L nicht überproportional herum.
- Kein „Conviction Bias“: ex ante wissen Sie nicht, ob Sie im richtigen oder falschen 50 % landen.
- Flexibel: einsetzbar für Daytrader wie für taktische Makro-Investoren.
Kurz: Volatilitätsadjustiertes Sizing schützt vor Vorab-Bias – Sie liegen in etwa 50 % richtig, aber wissen nicht, bei welchen Trades.
GELD VERDIENEN
Nun haben Sie ein datengetriebenes Makro-System, Tools zur Marktanalyse, eine Checkliste gegen Dummheiten sowie ein robustes Sizing-System. Wie verdienen Sie damit Geld?

Indem Sie Gewinnziele asymmetrisch zu den Stop-Losses setzen. Beispiel: Stop bei −1 σ, Gewinnziel bei +1,5 σ. Mit einer 50 %-Trefferquote verdient man so bei Gewinnern mehr, als man bei Verlierern verliert.
Noch wichtiger: Gewinne laufen lassen. Die besten Trader erzielen oft nur 2–3 außergewöhnliche Trades pro Jahr, die 80 % der Rendite ausmachen. Dafür nutze ich ein Trailing-Profit-Target-System:

Stop bei −1 σ, erstes Gewinnziel bei +1,5 σ. Wird es erreicht, nehme ich keine Gewinne mit, sondern ziehe Stop und Ziel nach: neues Ziel +2,5 σ, neuer Stop bei 0. Erreicht? Weiterziehen: Ziel +3,5 σ, Stop +1,5 σ usw.
Diese seltenen, aber großen Gewinne machen den Unterschied am Jahresende.
FAZIT
Sie liegen nur in etwa 50–55 % der Fälle richtig. Um die Quote zu verbessern, nutzen Sie:
- datengetriebene Makro-Modelle, quantitative Tools, Checkliste.
- volatilitätsadjustiertes Sizing.
- Respektieren Sie Ihre Stop-Losses – und lassen Sie Gewinne systematisch laufen.
Am Ende gilt: Mit Disziplin und System macht man Gewinne.
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Anmerkung des Herausgebers: Wir empfehlen die Website von Alfonso Peccatiello, auf der Sie nicht nur tiefgreifende makroökonomische Erkenntnisse finden, sondern auch ETF-Portfolios, taktische Trades, interaktive Tools, Kurse und vieles mehr: https://themacrocompass.com/