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16
09
2025

Mögen die Chancen Immer auf Ihrer Seite Sein

Post by 
Alfonso Peccatiello
Dieser Artikel hat das Ziel, Ihr Portfolio nicht nur zu schützen, sondern auch voranzubringen. Alfonso Peccatiello nimmt Sie mit in die Welt von Positionsgrößen, Stop-Losses und den Dynamiken asymmetrischer Verteilungen.

Artikel von Alfonso Peccatiello, Gründer und Geschäftsführer von TheMacroCompass.com

Ich möchte mit einem Zitat beginnen:

„Ich führe Statistiken über meine Trader. Mein bester Trader verdient nur in 63 % der Fälle Geld. Die meisten Trader liegen bei 50 bis 55 %. Das bedeutet: Sie werden oft falschliegen. Wenn das so ist, sollten Sie unbedingt dafür sorgen, dass Ihre Verluste so klein wie möglich sind – und Ihre Gewinner größer.“ – Steve Cohen, US-amerikanischer Unternehmer, Hedgefonds-Manager und Kunstsammler (Anmerkung der Redaktion).

Das ist eine harte Wahrheit für viele Makro-Investoren: Wir liegen nur in etwa 50–55 % der Fälle richtig. Sollte Ihre Trefferquote deutlich höher sein, prüfen Sie, ob Ihre Datenbasis groß genug ist – oder ob Sie nicht eigentlich gar kein Makro handeln, sondern lediglich Optionen verkaufen. Short-Volatilitäts-Strategien erzielen Trefferquoten von über 90 %, doch wenn sie scheitern, vernichten sie Ihr Kapital vollständig.

In den vergangenen zehn Jahren lag meine Trefferquote bei langfristigen, richtungsweisenden Makro-Trades bei 52 %. Als mir das klar wurde – und wenn man die Jahres-P&L-Formel so schreibt:

– war offensichtlich, dass ich vor allem verhindern muss, dass meine Verluste aus dem Ruder laufen. Das gelingt auf zwei Arten: durch richtige Positionsgrößen und durch ein System, das Gewinne laufen lässt. Darauf gehe ich gleich ein. Zunächst aber ein wichtiger Hinweis:

Um die Trefferquote von 50 % auf beispielsweise 55 % über längere Zeit zu erhöhen, braucht es einen Vorsprung gegenüber anderen Makro-Investoren. Dieser kann zum Beispiel sein:

  • ein datengetriebener Ansatz mit überlegenen Makro-Modellen
  • die Fähigkeit, die riesige Menge an Cross-Asset-Marktinformationen quantitativ auszuwerten
  • ein spezifischer Vorteil in einer Nische, die man über Jahre erlernt hat
  • oder schlicht: weniger Fehler machen als andere

DIE „DON’T BE STUPID“-CHECKLISTE

Makro-Modelle sind wertvoll, doch meine „Don’t Be Stupid“-Checkliste hat sich ebenfalls bewährt:

  1. Gehen Sie diesen Trade ein, weil Sie gelangweilt oder überreizt sind? Oder haben Sie sauber gearbeitet?
  2. Wie verbreitet bzw. überlaufen ist die Story hinter diesem Trade?
  3. Kalendereffekte beachten: Stehen Daten oder Ereignisse an? Ohne Vorteil kein Glücksspiel.
  4. Ist es ein Long- oder Short-Carry-Trade? Werden Sie bezahlt – oder zahlen Sie?
  5. Ist der Trade besser linear (ETF, Future) oder per Option umzusetzen?
  6. Fügen Sie gerade einen Trade hinzu, der stark mit bestehenden Positionen korreliert?
  7. Halten Sie sich strikt an Ihr quantitatives System für Positionsgröße, Stop-Loss und Trailing Targets.

Die Punkte 1–3 disziplinieren Emotionen. Punkte 4–6 betreffen die Umsetzung. Achtung: Short-Carry-Trades und Long-Optionen sind teuer zu halten, wenn nichts passiert. In volatilen Märkten können lineare Positionen auch dann ausgestoppt werden, wenn die These später stimmt – manchmal sind Optionen das bessere Vehikel.

Am gefährlichsten: mehrere Trades, die sich am Ende doch alle ähnlich sind. Ich habe schon Depots explodieren sehen, weil zehn Positionen in Wahrheit nur eine einzige Wette waren. Punkt 7 ist daher der wichtigste.

POSITIONSGRÖSSEN UND RISIKOMANAGEMENT

Die Positionsgröße und das Risikomanagement bestimmen den größten Teil der Jahresrendite. Beispiel: Sie erwarten, dass der S&P 500 im nächsten Monat steigt. Wie viele SPY-Anteile kaufen Sie?

Sie könnten im „richtigen“ oder im „falschen“ 50 %-Teil der Verteilung landen. Vorab wissen Sie das nicht. Deshalb: standardisieren Sie die Positionsgrößen. Ein effektiver Ansatz ist volatilitätsadjustiertes Sizing. Beispiel SPY:

Setzen wir den Stop bei 1,5 Standardabweichungen und einen Zeithorizont von 1 Monat. Mit einem 5-Jahres-Rückblick entspräche das im SPY einem Rückgang von -7,6 %. Unter Normalverteilung würde man in 6,7 % der Fälle ausgestoppt. Da Renditen oft anderen Mustern folgen, sollte man die empirische Ausfallwahrscheinlichkeit prüfen.

Definieren Sie außerdem, wie viel Prozent des Vermögens Sie pro Trade maximal riskieren. Beispiel: Ein Konto mit 1 Mio. USD und Risikolimit 2 % (= 20 k USD). Long im SPY bei 437 USD, Stop bei 402 USD (−7,6 %). Ergebnis: 571 Anteile, maximaler Verlust 20 k.

Vorteile dieser Methode:

  • Kein „Volatility Luck“: volatile Assets reißen die P&L nicht überproportional herum.
  • Kein „Conviction Bias“: ex ante wissen Sie nicht, ob Sie im richtigen oder falschen 50 % landen.
  • Flexibel: einsetzbar für Daytrader wie für taktische Makro-Investoren.

Kurz: Volatilitätsadjustiertes Sizing schützt vor Vorab-Bias – Sie liegen in etwa 50 % richtig, aber wissen nicht, bei welchen Trades.

GELD VERDIENEN

Nun haben Sie ein datengetriebenes Makro-System, Tools zur Marktanalyse, eine Checkliste gegen Dummheiten sowie ein robustes Sizing-System. Wie verdienen Sie damit Geld?

Indem Sie Gewinnziele asymmetrisch zu den Stop-Losses setzen. Beispiel: Stop bei −1 σ, Gewinnziel bei +1,5 σ. Mit einer 50 %-Trefferquote verdient man so bei Gewinnern mehr, als man bei Verlierern verliert.

Noch wichtiger: Gewinne laufen lassen. Die besten Trader erzielen oft nur 2–3 außergewöhnliche Trades pro Jahr, die 80 % der Rendite ausmachen. Dafür nutze ich ein Trailing-Profit-Target-System:

Stop bei −1 σ, erstes Gewinnziel bei +1,5 σ. Wird es erreicht, nehme ich keine Gewinne mit, sondern ziehe Stop und Ziel nach: neues Ziel +2,5 σ, neuer Stop bei 0. Erreicht? Weiterziehen: Ziel +3,5 σ, Stop +1,5 σ usw.

Diese seltenen, aber großen Gewinne machen den Unterschied am Jahresende.

FAZIT

Sie liegen nur in etwa 50–55 % der Fälle richtig. Um die Quote zu verbessern, nutzen Sie:

  • datengetriebene Makro-Modelle, quantitative Tools, Checkliste.
  • volatilitätsadjustiertes Sizing.
  • Respektieren Sie Ihre Stop-Losses – und lassen Sie Gewinne systematisch laufen.

Am Ende gilt: Mit Disziplin und System macht man Gewinne.

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Anmerkung des Herausgebers: Wir empfehlen die Website von Alfonso Peccatiello, auf der Sie nicht nur tiefgreifende  makroökonomische Erkenntnisse finden, sondern auch ETF-Portfolios, taktische Trades, interaktive Tools, Kurse und vieles mehr: https://themacrocompass.com/

Quellen

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