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5
08
2022

Unterdurchschnittliche Performance wird ESG zum Verhängnis.

Post by 
Lance Roberts
ESG ist momentan das Thema im Finanzmarkt und auch die Nachfrage treibt die Produktentwicklung an. Es gibt Gründe dafür, warum große Vermögensverwalter diesen Trend so bereitwillig angenommen haben - höhere Gebühren. Ja, auch Sie, verehrte Leser, könnten einen ESG-Fonds besitzen, der fast dreimal so teuer ist wie ein S&P 500-Index-Produkt, und das nur, um sich gut dabei zu fühlen.

Die unterdurchschnittliche Performance von ESG-Produkten wird dem Trend letztendlich zum Verhängnis werden. Ich habe die vielen Probleme, die bei ESG-Investitionen auftreten, schon früher in meinen Beiträgen diskutiert. Lesen Sie dazu bitte auch:

In diesen früheren Artikeln konzentrierte ich mich vor allem auf die überhöhten Kostenquoten, die für Fonds berechnet werden, die im Wesentlichen Duplikate von kostengünstigen Benchmark-Indizes sind. Und das ist der Punkt: Da ESG jetzt der "letzte Schrei" ist, treibt die Nachfrage die Produktentwicklung voran. Es gibt auch Gründe dafür, warum große Vermögensverwalter die Strategie so bereitwillig angenommen haben - nämlich höhere Gebühren. Ja, auch Sie, verehrte Leser, könnten einen ESG-Fonds besitzen, der fast dreimal so viel kostet wie ein S&P 500-Index-Produkt; und das nur, um sich gut dabei zu fühlen.

expense ratio of esg funds
Vergleich von Kosten und Inhalt eines ESG-Produkts (hier der iShares USA ESG Select ETF links) mit einem Index-ETF auf den S&P 500 (rechts).

Während Investitionen in ESG-konforme Produkte als eine Möglichkeit für Einzelpersonen angepriesen werden, auf Basis ihrer Nachhaltigkeits-Prinzipien zu investieren, ist dies jedoch häufig nur eine Marketingaktion von Firmen an der Wall Street, die sich zudem noch als Glücksfall für mehr Umsatz erweist.

alles Schon mal dagewesen, Alles schon mal gemacht

In den späten 90er Jahren ging die Wall Street dazu über, Investitionen in sogenannte "Sündenaktien" wie Glücksspiel, Tabak usw. zurückzufahren. Damals sprangen die Anleger zunächst auf den Zug auf, doch als die Renditen den Vergleichsindex nicht übertrafen, ging diese "Modeerscheinung" wieder unter. Das Gleiche geschieht heute, wenn Anleger, die mit der Zeit gehen wollen, Produkte kaufen, die ihnen ein gutes Gefühl geben. Wie wir jedoch bei den verschiedenen ARKK-ETFs gesehen haben, kann sich das gute Gefühl, "bahnbrechende", - oder neudeutsch - "disruptive" Unternehmen zu besitzen, schnell ändern, wenn diese Unternehmen nicht mehr erfolgreich sind bzw. dessen Aktienkurse fallen.

s&p 500 vs ARKK
Vergleich des Kursverlaufes eines in innovative und disruptive Unternehmen investierenden Fonds (hier: ARKK Innovation Fund) mit dem S&P 500 Index seit 2021.

Dasselbe geschah mit Investitionen in Kryptowährungen, als sich Investoren nach einem erdrutschartigen Rückgang aus den Investments zurückzogen.

Prozentuale Entwicklung von Bitcoin gegenüber dem S&P 500 Index seit 2021.

Genau das ist das Problem, mit dem auch ESG-Fonds konfrontiert sind. Die Anleger sind vielleicht bereit, höhere Gebühren zu zahlen, solange sie dafür höhere Renditen erzielen. Letztendlich werden sie jedoch die unterdurchschnittliche ESG-Performance erkennen, die wahrscheinlich häufiger auftreten wird; insbesondere dann, wenn sich Fonds einfach umbenennen. die zuvor unterdurchschnittlich abgeschnitten und Vermögen verloren haben.

"Episches Greenwashing ist allgegenwärtig: Von den 253 Fonds, die im Jahr 2020 in den USA auf einen ESG-Fokus umgestellt haben, haben 87 Prozent ein Rebranding vorgenommen, indem sie Wörter wie 'nachhaltig' oder 'ESG' oder 'grün' oder 'Klima' in ihren Namen aufgenommen haben. Keiner von ihnen änderte zu diesem Zeitpunkt seine Bestände n Aktien oder Anleihen." Quelle: Eco-Business

Es überrascht nicht, dass das Schlagwort von "Greenwashing" oder gar "Anlagebetrug" immer häufiger im Zusammenhang mit ESG-Investments genannt wurde. "Die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) erklärte diesen Monat, dass sie gegen irreführende ESG-Angaben vorgehen wolle. Neue Regeln sollen die Offenlegung von Investmentfonds bestimmen, wenn sie Begriffe wie 'ESG', 'kohlenstoffarm' oder 'nachhaltig' in ihrem Namen erwähnen. Die Regulierungsbehörden befassen sich auch mit der Vermarktung von ESG-Fonds und der Art und Weise, wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in Investitionen einfließen, sowie mit dem Stimmrecht dieser Fonds auf den Jahresversammlungen der Unternehmen. Quelle: Bloomberg

Es überrascht nicht, dass die Abflüsse zunehmen, da die ESG-Fonds weiterhin unterdurchschnittlich abschneiden.

esg equity funds flows
Entwicklung der Mittelzuflüsse in ESG-Fonds in den USA. Diese waren im Mai 2022 zum erstem Mal seit 2019 negativ.

Inflation könnte ESG den Garaus machen

Ein weiteres Problem für ESG-Invetments ist die Inflation. Wenn Sie glauben, dass die Inflation weiter fortschreiten wird, wird die unterdurchschnittliche Performance fon ESG-Anlagen ebenfalls weiter anhalten. Während 2022 ein Jahr der "Inflations"-Bedenken der Fed ist, ist die unterdurchschnittliche Performance von ESG-Anlagen im Vergleich zur Performance von Energie-Aktien ziemlich tiefgreifend.

Jim Reid von der Deutschen Bank meint, dass "eine der Nebenwirkungen des aggressiven Kurswechsels der Fed im Jahr 2022 darin besteht, dass die Fassade von ESG endgültig aufbrechen und den Januar zu einem katastrophalen Monat für ESG-Investoren machen könnte; dies zeigt der nachstehende "Chart des Tages" von Jim Reid, der die rollierende 1-Monats-Differenz zwischen den Renditen des S&P 500 Energiesektors und des NASDAQ darstellt." Quelle: Zerohedge.

rolling price return differential sp 500 energy vs nasdaq


Diese unterdurchschnittliche Performance hat jedoch nicht erst im Januar 2022 begonnen. Im Jahr 2021 führte der Anstieg der Geldmenge zu steigenden Inflationsraten. Wie ich bereits gezeigt hatte, liegt die Inflation derzeit deutlich über der Zielinflationsrate der Fed; siehe nachstehende Grafik.

inflation rate vs trend

Es überrascht nicht, dass sich dieser Inflationsschub an den Zapfsäulen der Tankstellen bemerkbar machte, als die Ölpreise in die Höhe schnellten. Infolgedessen, und das ist keine wirkliche Überraschung, stießen die Anleger ESG-Fonds zugunsten von "schmutziger" Energie ab. Es ist zudem erwähnenswert, dass die Performance von ESG-Fonds auch hinter der eines SPY-Tracker (Anlageprodukt auf den S&P 500 Index. Anmerkung der Redaktion) zurückblieb.

clean vs dirt energy performance

ESG-Investitionen mögen für Schlagzeilen in den Medien gut sein, aber Anlegern geht es in Wirklichkeit und letztendlich nur um die Performance.

Wenn Anleger Anteile eines Investmentfonds kaufen, erwirbt der Fondsmanager anschließend Anteile der zugrunde liegenden Anlagen auf dem freien Markt. Wie wurden in diesem Szenario die Kohlenstoffemissionen reduziert?
Lance Roberts

Willst du ESG-konform sein, pflanze einen Baum

Ein weiteres Problem bei ESG-Investitionen ist, dass sie KEINEN Einfluss auf die Umwelt haben. Denken Sie einmal darüber nach, wie Investitionen in Investmentfonds funktionieren. Wenn Anleger Anteile eines Investmentfonds kaufen, erwirbt der Fondsmanager anschließend Anteile (z. B. Aktien) gemäß den Anlagevorschriften des Fonds auf dem freien Markt. Die hinter diesen Aktien stehenden Unternehmen erhalten weder Kapital aus der Transaktion, noch wissen sie überhaupt davon, dass eine Transaktion stattgefunden hat.

Fragen Sie sich selbst: Wurden in diesem Szenario Kohlenstoffemissionen reduziert? Wurden Bäume gepflanzt? Hat das Management des Unternehmens hinsichtlich Nachhaltigkeit eine andere Richtung eingeschlagen?

Wenn Sie ein ökologisch und sozial verantwortungsvoller Investor sein wollen, gibt es für sie nur EINE Möglichkeit: Sie müssen direkt in private Start-up-Unternehmen investieren, die z. B. den Klimawandel wirksam bekämpfen. Sobald jedoch ein Unternehmen an der Börse notiert ist, tauschen Sie lediglich Geld gegen Aktien, die zuvor einem anderen Investor gehörten. Wie bereits erwähnt, hat eine solche Transaktion überhaupt KEINE Auswirkungen auf die Umwelt oder das Verhalten des Unternehmens.

ESG liegt im Argen

RBC Wealth Management befragte kürzlich über 900 Kunden in den USA. 49 % der Befragten gaben an, dass Performance und Rendite für sie eine höhere Priorität haben als die Auswirkungen irgendwelcher ESG-Kriterien. Wir sehen also einen höheren Zuspruch für die Performance gegenüber 42 % im Jahr zuvor.

"Es wird gesagt, dass man nicht auf Rendite verzichten muss, wenn man ESG-konform investiert. Alle gingen davon aus, dass man genau das gleiche Renditeprofil wie bei einer traditionellen Benchmark erhalten würde. Aber das stimmt absolut nicht, weil traditionelle Benchmarks keine ESG-Faktoren berücksichtigen", so Kent McClanahan, VP Responsible Investing bei RBC.

Kunden von RBC äußerten sich skeptisch gegenüber einem ESG-Label. 74 % der Befragten gaben an, dass viele Unternehmen irreführende Informationen über ihre ESG-Initiativen liefern. Wie bereits erwähnt, könnte der Vorschlag der SEC für eine neue Regulierung das Problem mildern. Regulierungen, die sicherstellen sollen, dass ESG-Fonds ihre Investitionen genau beschreiben müssen.

"ESG ist in Schwierigkeiten. Den Beweis dafür liefert die Bloomberg-Schlagzeile "The Virtue Bubble Is About to Burst, Good Riddance" oder die Nachricht, dass der Leiter der Fondsmanagement-Einheit der Deutschen Bank nach einer Polizeirazzia wegen angeblichen "Greenwashings" freigestellt wurde. Vieles davon ist eine verständliche Überreaktion auf die ebenfalls verständliche Überbewertung, die das ESG-Konzept viele Jahre lang genossen hat. Es spiegelt auch die wachsende Erkenntnis wider, dass ESG nur deshalb eine gute Idee zu sein schien, weil es große Erträge brachte. Zunächst wurden große Geldströme in Bereiche gelenkt, in die zuvor nicht so viel Kapital geflossen war. ESG war fast eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wie sich jetzt herausstellt, ist ein großer Teil des bisherigen Erfolgs auf die gute alte Renditejagd zurückzuführen", so John Authers, Senior Editor for "Bloomberg Markets" and "Bloomberg Opinion" Kolumnist.

Letztlich streben Anleger stets nach einer (langfristigen) Rendite ihrer Anlagen. Daher werden sich ESG-Investitionen entweder weiterentwickeln (müssen) oder einer neuen Art von "Sin Stocks" weichen. Ich vermute, dass die Wall Street in jedem Fall gewinnen wird, egal wie es ausgeht.

Quellen

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